Sie ist ein Ort des Austauschs, der Kommunikation und der Geselligkeit: Die Shishabar. Ursprünglich aus der orientalischen Kultur stammend, ist sie auch in Deutschland ein beliebter Treffpunkt geworden. Mittlerweile gibt es rund 6.000 Shishabars in Deutschland - dreimal so viele wie Kinos. Besonders unter Jugendlichen ist sie beliebt, denn Shishabars oder -Cafés sind vergleichsweise leicht zugänglich und stellen die Geselligkeit und Gemeinsamkeit in den Vordergrund. Für viele Menschen mit Migrationshintergrund stellen sie einen wichtigen Ort des Rückzugs und der Selbstverwirklichung dar. Doch obwohl Shishabars so beliebt sind wie nie, haben sie mit einigen Problemen zu kämpfen, um ihr Geschäft aufrecht zu erhalten.
Generalverdacht gegen Shishabars
Die Shisha-Branche wurde unter Generalverdacht gestellt, sich hinter den Kulissen mit kriminellen Aktivitäten zu beschäftigen. Es gab bereits Vorfälle in Shishabars, die den Verdacht zu bestätigen schienen. Gerade das Land NRW hat in den letzten Jahren vermehrt Razzien in Shishabars durchgeführt, mit dem Ziel damit gegen Clan-Kriminalität vorzugehen. Im Vergleich zu den Bars, die von deutschen Betreibern geführt werden fällt auf, dass die Anzahl und auch die Intensität der Kontrollen bei Shishabars deutlich stärker ausfallen. Es lässt sich nicht ausschließen, dass Geschäftsbetreiber mit Migrationshintergrund nicht mit kriminellen Mitteln arbeiten, jedoch sollte dasselbe für deutsche Betreiber auch gelten. Das verbreitete - und rassistische - Bild, dass arabische türkische Menschen und ihre Geschäfte auf Kriminalität beruhen machen diesen Menschen das leben schwer.
Politisch motivierte Ablehnung
Auch vonseiten bestimmter Teile der Gesellschaft haben sowohl Shishabars als auch deren Betreiber und Gäste schon Probleme bekommen. Angriffe und sogar tödliche Anschläge auf Shishabars sind längst nicht mehr nur vereinzelt. Rechte Parteien wie die AfD versuchen immer wieder gegen Shishabars vorzugehen, vermeintlich um die “Nachahmung orientalischer Lebensweise” zu verhindern und Straftaten in Shishabars aufzudecken. Dass eine derartige Verunglimpfung von Shishabars nicht nur gefährliche, sondern auch tödliche Folgen mit sich bringen kann, haben spätestens die Anschläge in Hanau am 19. Feburar diesen Jahres gezeigt. Dabei wurden 10 Menschen erschossen, die sich in und vor Shishabars aufhielten. Dabei ist es kein Zufall, dass ausgerechnet Shishabars anvisiert wurden und die Opfer einen Migrationshintergrund hatten. Auch das BKA bewertete die Tat als eindeutig rechtsextremistisch. Dazu kommt, dass Shishabars auch als eine Art kultureller Rückzugsort betrachtet werden können, sodass die Tat umso symbolträchtiger war.
Zusätzlich wird sowohl den Betreibern als auch den Gästen von Shishabars unterstellt, eine Art Parallelkultur zu etablieren, die sich vom Rest der Gesellschaft abschotten wolle. Da es sich bei Shishas aber um ein Konsumgut handelt, ist eher davon zu sprechen, dass sich das bestehende Konsumangebot an Bars, Cafés und Lounges um Shishabars erweitert hat. Das bedeutet, dass Shishabars parallel zu anderen Barbetrieben angeboten werden, ohne dabei aber auszugrenzen (genau das ist ja einer ihrer großen Vorteile). Daher ist hier vielmehr von Diversifizierung und multikulturellem Austausch zu sprechen. Sorgen um Parallelgesellschaften und Ausgrenzung in Shishabars zeigen sich damit in der Regel als unbegründet.
Die Shishabar als kultureller Rückzugsort
Die Shisha findet ihren historischen Ursprung im Osten, wie z.B. in der indischen oder der arabischen Kultur, doch auch in der türkischen Kultur. Daher ziehen sie vorrangig auch Menschen an, die sich mit diesen Kulturen identifizieren oder zumindest mit ihnen sympathisieren. Da es in Deutschland vorkommt, dass Menschen aufgrund ihres Migrationshintergrundes der Eintritt in Clubs verwehrt wird, bleibt ihnen nichts anderes übrig als in die vertraute Shishabar zu gehen, wo der Eintritt garantiert ist. Dabei ist es gleichgültig, ob diese Person möglicherweise in Deutschland geboren wurde. Sie haben nicht denselben Zugang zur Feierkultur oder zum sozialen Austausch, da Vorurteile ihnen diese Freiheit nehmen. Die Vorurteile gegenüber Menschen, die aus arabischer oder türkischer Kultur stammen, sind nach wie vor ein Hindernis um ungestört durch den Alltag zu kommen, sodass z.B. vor Arbeitskollegen und -kolleginnen die Vorliebe für Shishas eher geheim gehalten wird, um nicht negativ abgewertet zu werden.
Nicht nur für die Gäste haben Shishabars eine besondere Bedeutung. Kulturwissenschaftlerin Alexa Färber erklärte in einem Interview mit der Taz, dass der Schritt ein Unternehmen wie eine Shishabar zu gründen ein wichtiger Meilenstein für die Integration sei: “Unternehmerische Aktivitäten sind ein klassisches Format des Ankommens”, so Färber.
Doch was bleibt davon übrig, sollten die Shishabars vollständig verboten werden? Den Menschen wird ein Teil der Freiheit genommen, eine Kultur auszuleben und zu genießen, in der das Shisha-Rauchen zum Alltag gehört. Es bliebe nur der Ausweg privat zuhause oder in öffentlichen Räumen wie Parks Shisha zu rauchen. Es würde sich kein weiterer Rückzugsort anbieten, um auch zu späteren Zeiten frei von Vorurteilen entspannt eine Wasserpfeife zu rauchen, Zeit mit Freunden und Verwandten zu verbringen.